Samstag, 17. März 2007

Wo sind die Erben der »Group 43«?

Keine Gegenwehr mehr gegen Faschismus in England, nur weil jetzt die Vertreter häufig Muslime sind?

»›Wenn ein deutscher Faschist in der Britischen Zone in Deutschland öffentlich behaupten würde, daß Hitler recht hatte und daß die 6 Millionen ermordeten Juden selber schuld gewesen wären, würde er von den Behörden festgenommen werden. Wenn ein britischer Faschist ganz genau dasselbe in Hackney behauptet, dann bekommt er dafür Polizeischutz.‹«[i]

Heute ist es üblich, dass die am meisten gehätschelten Nachfolger der Nazis, die Islamfaschisten, gerade in Great Britain bzw. im United Kingdom, antijüdische Hetze verbreiten, ganz legal. So wurde diese Woche dazu aufgerufen, eine Veranstaltung mit der israelischen Botschaft an der Universität Leeds abzusagen, weil Israel ein „illegaler Besatzer“ sei http://www.mpacuk.org/content/view/3455/1. So steht auf der Homepage der größten muslimischen NGO im Vereinigten Königreich, dem MPACUK (Muslim Public Affairs Committee): »MPACUK is the UK's Leading Muslim civil liberties group, empowering Muslims to focus on non-violent Jihad and political activism«. Diesen Jihad kämpfen diese Muslime mit Verve, tagtäglich. Sie rufen dazu auf, das Euro 2008-Qualifikationsspiel zwischen Israel und England zu boykottieren http://forum.mpacuk.org/showthread.php?p=309598#post309598 . Zugleich trainieren sie ihren Jihad in Kursen, Seminaren und Trainingscamps in Leeds http://www.mpacuk.org/content/view/3431/34/ . Dass einer der Begründer des MPACUK, Asghar Bukhari, ein Freund und Bewunderer des Holocaustleugners David Irving ist, verwundert nicht http://justifythis.blogspot.com/2006/11/british-muslim-leader-supports.html . Es zeigt, wie gezielt und bewusst diese Art von muslimischem Antisemitismus vorgeht. Sie wissen genau was sie tun. Die Verbindung von Holocaustleugnung und Israelhass ist sehr direkt und konstitutiv, nicht nur für den Iran, der ja die gleiche Strategie fährt. Die Tatsache, dass keineswegs nur die Schiiten wie im Iran, vielmehr auch Muslime in UK, die sowohl aus Asien, Pakistan, Bangladesh, Indien, dem Nahen Osten, Libanon, Ägypten, Saudi-Arabien als auch Nordafrika, Marokko, Algerien u.a. kommen, zumeinst also eher sunnitischem Glauben anhängen, zeigt die ubiquitäre Gefahr des Islam (wohl nicht nur) in seiner politischen Ausprägung.

In Großbritannien ist der Antisemitismus in den letzten Jahren ständig gewachsen. Die Massenmorde vom 07. Juli 2005 in der Londoner U-Bahn bzw. in einem Londoner Bus haben daran nichts geändert, eher im Gegenteil http://www.projekt-j.ch/Die_Attentate_von_London.htm . Immerhin ist entgegen dem akademischen Establishment, den Medien oder Politaktivsten die englische Regierung noch nicht eingeknickt im Gegensatz zu jener Spaniens nach Aznar. Dieser wurde wegen seines antidjihadistischen, proamerikanischen Kurses wenige Tage nach den Massenmorden vom 11. März 2004 in Madrid mit mehr als 200 Ermordeten Zugreisenden abgewählt, was ein Freudestrahlen bei „Sozialisten“ weltweit auslöste http://www.wsws.org/de/2004/mar2004/span-m16_prn.html . Der Nachfolger Aznars, Zapatero, hat den Rückzug der spanischen Truppen aus dem Irak angeordnet http://de.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Luis_Rodr%C3%ADguez_Zapatero , zugleich die Beziehungen zu Marokko und der EU zu stärken versucht, um die Abkehr von den USA noch zu untermauern. Nun: von einem ehemals faschistischen Land wie Spanien muss man nicht unbedingt erwarten, dass es sich vehement gegen die heute weltpolitisch gefährlichsten Nachfolger der Faschisten bzw. Nazis, den Islamfaschisten, wie sie in der Forschung seit spätestens Mitte der 1990er Jahre von dem berühmten Historiker Walter Laqueur genannt werden, abgrenzen. Laqueur jedoch analysierte die Islam- oder auch Dritte-Welt-Faschisten schon vor mehr als 10 Jahren: »I was among the first to explore the origins of the term ›clerical fascism‹ and its meaning«. http://www.laqueur.net/index2.php?r=2&rr=4 .

46% der Muslime in Großbritannien glauben heute, dass Juden und Freimaurer Medien und Politik bestimmen würden.[ii] Bekannte jüngere Schriftsteller wie A.N. Wilson http://en.wikipedia.org/wiki/A.N._Wilson vergleichen israelische Militäreinsätze mit der Zerstörung von Buddha-Kulturdenkmälern in Afghanistan durch die islamfaschistischen Taliban http://www.ajc.org/atf/cf/%7B42D75369-D582-4380-8395-D25925B85EAF%7D/AntiZionism.pdf , der Literatur-Nobelpreisträger und alte Mann Harold Pinter vergleicht Nazi Germany mit den USA unter Bush http://www.hirzel.de/universitas/archiv/schellermoral.pdf und die bekannte Rede des französischen Botschafters in London, Daniel Bernard, Israel sei ein „shitty little country“ wird von anerkannten Journalisten wie Deborah Orr sekundiert, nun jedoch nicht als Ressentiment auf einer Dinner-Party, vielmehr ganz offensiv in einer großen Tageszeitung, dem Independent, was in der Tat nahe legt, zu fragen, ob denn weder Franzosen noch Engländer aus dem 20. Jahrhundert gelernt haben, wie Tom Gross treffend in den virtuellen Raum wirft: http://www.nationalreview.com/comment/comment-gross011002.shtml . Der notorische Bürgermeister von London, Ken Livingstone, der „red Ken“, lädt gerne islamistische Führer wie Yusuf al-Qaradawi ein, der offensiv die Klitorisverstümmelung bei Frauen befürwortet, keinen Hehl aus seiner Homophobie macht und auch sonst seinem Faschismus freien Lauf lässt http://en.wikipedia.org/wiki/Ken_Livingstone , „red Ken“ vergleicht jüdische Journalisten mit KZ-Aufsehern bzw. eifert Edward I. nach, der 1290 alle Juden aus England verbannte, wenn er sagt: »»They should go back to Iran and try their luck with the ayatollahs, if they don’t like the planning regime or my approach.« (Ken Livingston attacking property developers Simon and David Reuben at a press conference, March 21, 2006. The Reuben Brothers are British citizens of Iraqi Jewish origin who were born in India. http://www.adl.org/special_reports/livingstone/livingstone.asp ).

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, welch gute Chancen Antisemitismus und Antizionismus in Großbritannien heute haben, gerade im Verbund mit nicht-muslimischen „Linken“. Die Absage http://www.leeds.ac.uk/media/news/kuentzel.htm einer Veranstaltung mit dem deutschen Politologen Dr. Matthias Küntzel diese Woche ist somit nur ein vorläufiger negativer Höhepunkt einer langem Entwicklung http://lizaswelt.blogspot.com/2007/03/akademische-prventivkriecher.html . Die britische, ausgezeichnete Journalistin Melanie Phillips befasst sich seit vielen Jahren mit dem Judenhass und dem antiwestlichen Denken und Handeln von Muslimen in England bzw. UK. Ihr Buch Londonistan ist ein must für Kritiker des islamischen Faschismus in Europa http://www.heritage.org/Press/Events/ev051006a.cfm . Phillips kommt bezüglich des Skandals um die Ausladung des Wissenschaftlers Küntzel an der Universität Leeds zu folgendem, traurig-realistischen Resultat: »The lecture was hardly a spontaneous event. No, this sounds like the university simply wimped out. Coming after the pressure put on Oxford demographer Professor David Coleman by a group of bigoted and ignorant students, and the ongoing scandal at Clare College Cambridge where a couple of students who published one of the Mohammed cartoons are now being hung out to dry by the university and are even being threatened with prosecution by the police — not to mention the universities’ continuing general refusal to curb the recruitment to Islamist extremism proceeding apace on campus — it looks as if the British universities have already given up the battle for civilisation against barbarism« http://www.melaniephillips.com/diary/?p=1472 .

Man kann vieles aus diesem verhinderten event in Nordengland lernen. Z. B. dass jede Freundlichkeit dem politischen Islam gegenüber, wie z. B. die Betonung des Imports des Antisemitismus aus Europa, um keineswegs einen genuin islamischen Antisemitismus treffen zu wollen, wie es in der Tat Küntzels These zu sein scheint und auch die ZEIT bemerkt, irrelevant ist: »Küntzel ist ein vorsichtig formulierender Wissenschaftler. Antisemitismus, basierend auf der Annahme einer jüdischen Weltverschwörung, sagt er, sei ›nicht tief verwurzelt in islamischer Tradition‹; er sei erst zwischen 1937 und 1945 in die muslimische Welt transportiert worden.« http://www.zeit.de/online/2007/12/islamismus-universitaet-leeds?page=all Solch »vorsichtige«, gleichwohl wichtige These, beruhigt keinen einzigen Djihadisten. Ob der Antisemitismus genuin islamisch sei oder „nur“ ein Import ist diesen Faschisten des 21. Jahrhunderts völlig schnuppe.

Ein sehr mutiges und gutes Zeichen ist hingegen die Tatsache, dass überhaupt ein Institut der University of Leeds Küntzel zu seinem Vortrag Hitlers Legacy: Islamic Antisemitism in the Middle East eingeladen hat, das Departement of German. School of Modern Lagnuages and Cultures http://www.leeds.ac.uk/german/aboutus.htm . Welches Institut in Deutschland wäre überhaupt an so einer Veranstaltung interessiert?

Küntzel ist assoziierter Wissenschaftler am Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism (SICSA), dem wohl berühmtesten, renommiertesten und besten Institut zur Erforschung des Antisemitismus weltweit. Robert Wistrich ist der Leiter dieses Instituts http://sicsa.huji.ac.il . Der Name kommt von Vidal Sassoon. Sassoon http://de.wikipedia.org/wiki/Vidal_Sassoon war ab 1946, dem Jahr der Gründung. bei der jüdischen, antifaschistischen »Group 43« in England aktiv. Diese legendäre Gruppe hat mit Flugblättern, Straßenkämpfen, Störaktionen auf Veranstaltungen und mehr Juden in England vor Faschisten und Nazis beschützt und ihren militärischen antifaschistischen Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland in den Reihen u.a. der Royal Air Force nun politisch, publizistisch, als Bodyguard und organisierte Kämpfer auf den Höfen, Pubs, Plätzen und Strassen Englands fortgeführt. Während heute auf den Strassen Londons und an vielen Universitäten Großbritanniens Islamisten zugegen sind und eine multikulturalistische Ideologie Mainstream ist, war die Hoffnung der Group 43 eine andere. Faschismus sollte nie mehr auftreten können, sei es als Staatsmacht, als organisierte Gruppe oder als Straßenmob. Dass es 60 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus und den NS-treuen Mosley-Faschisten Englands wieder eine antisemitische Gefahr auf den Strassen Londons, Nottinghams oder Leeds geben könnte, war gewiss nicht im Horizont der Group 43, von der Hetze via e-mail durch islamistische oder andere antijüdische StudentInnen ganz zu schweigen. Ja, weit mehr: die Morde, Anschläge, Hetzveranstaltungen und Propagandadelikte der Faschisten der British Union of Fascists (BUF) sollten ein unerwartetes Echo erhalten. Der Massenmord in der Londoner U-Bahn durch islamische Gotteskrieger am 7. Juli 2005 trägt in weiten Teilen den antiwestlichen, totalitären und antijüdischen Charakter, der auch für die BUF prägend war. Es war ein Anschlag, wie er zu Zeiten der BUF undenkbar schien. Die heutigen Faschisten haben mehr Möglichkeiten als die alten in England kurz nach 1945.

Vor diesem Hintergrund ist die Hoffnung, welche aus folgenden Zeilen Vidal Sassoon spricht, weitgehend verflogen; es sind nicht die alten Nazis und Faschisten, die eine Gefahr darstellen, zumindest nicht in dem Maße, wie das von den islamischen Djihad-Kämpfern der Fall ist:

»›Nie wieder!‹ wurde kein Schlagwort, sondern ein Befehl und führte zur Geburt der 43 Group. Dreiundvierzig jüdische Ex-Soldaten und- Soldatinnen, von denen viele als kämpfende Angehörige der britischen Streitkräfte die höchsten Auszeichnungen erhalten hatten, und die nicht die Absicht hatten, den Faschisten jemals wieder die Herrschaft über die Straßen Londons zu überlassen, wurden verstärkt durch viele nichtjüdische Freunde, die ebenfalls die Schrecken Europas erlebt hatten. Und so begann es. Wir hatten zum letzten Mal die andere Wange hingehalten und ich, als 17-jähriger Neuling, war stolz, dabeizusein. Vidal Sassoon, Los Angeles, März 1992.«[iii]



[i] Morris Beckman (1992)/1995: The 43 Group, Berlin: Harald-Kater, S. 64.

[ii] So der Historiker Prof. Dr. Robert Wistrich bei einer Anhörung über Antisemitismus im House of Commons in Westminster am 13. Februar 2006.

[iii] Zitiert nach Beckman 1992: 9 f.