Samstag, 17. März 2007

Wo sind die Erben der »Group 43«?

Keine Gegenwehr mehr gegen Faschismus in England, nur weil jetzt die Vertreter häufig Muslime sind?

»›Wenn ein deutscher Faschist in der Britischen Zone in Deutschland öffentlich behaupten würde, daß Hitler recht hatte und daß die 6 Millionen ermordeten Juden selber schuld gewesen wären, würde er von den Behörden festgenommen werden. Wenn ein britischer Faschist ganz genau dasselbe in Hackney behauptet, dann bekommt er dafür Polizeischutz.‹«[i]

Heute ist es üblich, dass die am meisten gehätschelten Nachfolger der Nazis, die Islamfaschisten, gerade in Great Britain bzw. im United Kingdom, antijüdische Hetze verbreiten, ganz legal. So wurde diese Woche dazu aufgerufen, eine Veranstaltung mit der israelischen Botschaft an der Universität Leeds abzusagen, weil Israel ein „illegaler Besatzer“ sei http://www.mpacuk.org/content/view/3455/1. So steht auf der Homepage der größten muslimischen NGO im Vereinigten Königreich, dem MPACUK (Muslim Public Affairs Committee): »MPACUK is the UK's Leading Muslim civil liberties group, empowering Muslims to focus on non-violent Jihad and political activism«. Diesen Jihad kämpfen diese Muslime mit Verve, tagtäglich. Sie rufen dazu auf, das Euro 2008-Qualifikationsspiel zwischen Israel und England zu boykottieren http://forum.mpacuk.org/showthread.php?p=309598#post309598 . Zugleich trainieren sie ihren Jihad in Kursen, Seminaren und Trainingscamps in Leeds http://www.mpacuk.org/content/view/3431/34/ . Dass einer der Begründer des MPACUK, Asghar Bukhari, ein Freund und Bewunderer des Holocaustleugners David Irving ist, verwundert nicht http://justifythis.blogspot.com/2006/11/british-muslim-leader-supports.html . Es zeigt, wie gezielt und bewusst diese Art von muslimischem Antisemitismus vorgeht. Sie wissen genau was sie tun. Die Verbindung von Holocaustleugnung und Israelhass ist sehr direkt und konstitutiv, nicht nur für den Iran, der ja die gleiche Strategie fährt. Die Tatsache, dass keineswegs nur die Schiiten wie im Iran, vielmehr auch Muslime in UK, die sowohl aus Asien, Pakistan, Bangladesh, Indien, dem Nahen Osten, Libanon, Ägypten, Saudi-Arabien als auch Nordafrika, Marokko, Algerien u.a. kommen, zumeinst also eher sunnitischem Glauben anhängen, zeigt die ubiquitäre Gefahr des Islam (wohl nicht nur) in seiner politischen Ausprägung.

In Großbritannien ist der Antisemitismus in den letzten Jahren ständig gewachsen. Die Massenmorde vom 07. Juli 2005 in der Londoner U-Bahn bzw. in einem Londoner Bus haben daran nichts geändert, eher im Gegenteil http://www.projekt-j.ch/Die_Attentate_von_London.htm . Immerhin ist entgegen dem akademischen Establishment, den Medien oder Politaktivsten die englische Regierung noch nicht eingeknickt im Gegensatz zu jener Spaniens nach Aznar. Dieser wurde wegen seines antidjihadistischen, proamerikanischen Kurses wenige Tage nach den Massenmorden vom 11. März 2004 in Madrid mit mehr als 200 Ermordeten Zugreisenden abgewählt, was ein Freudestrahlen bei „Sozialisten“ weltweit auslöste http://www.wsws.org/de/2004/mar2004/span-m16_prn.html . Der Nachfolger Aznars, Zapatero, hat den Rückzug der spanischen Truppen aus dem Irak angeordnet http://de.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Luis_Rodr%C3%ADguez_Zapatero , zugleich die Beziehungen zu Marokko und der EU zu stärken versucht, um die Abkehr von den USA noch zu untermauern. Nun: von einem ehemals faschistischen Land wie Spanien muss man nicht unbedingt erwarten, dass es sich vehement gegen die heute weltpolitisch gefährlichsten Nachfolger der Faschisten bzw. Nazis, den Islamfaschisten, wie sie in der Forschung seit spätestens Mitte der 1990er Jahre von dem berühmten Historiker Walter Laqueur genannt werden, abgrenzen. Laqueur jedoch analysierte die Islam- oder auch Dritte-Welt-Faschisten schon vor mehr als 10 Jahren: »I was among the first to explore the origins of the term ›clerical fascism‹ and its meaning«. http://www.laqueur.net/index2.php?r=2&rr=4 .

46% der Muslime in Großbritannien glauben heute, dass Juden und Freimaurer Medien und Politik bestimmen würden.[ii] Bekannte jüngere Schriftsteller wie A.N. Wilson http://en.wikipedia.org/wiki/A.N._Wilson vergleichen israelische Militäreinsätze mit der Zerstörung von Buddha-Kulturdenkmälern in Afghanistan durch die islamfaschistischen Taliban http://www.ajc.org/atf/cf/%7B42D75369-D582-4380-8395-D25925B85EAF%7D/AntiZionism.pdf , der Literatur-Nobelpreisträger und alte Mann Harold Pinter vergleicht Nazi Germany mit den USA unter Bush http://www.hirzel.de/universitas/archiv/schellermoral.pdf und die bekannte Rede des französischen Botschafters in London, Daniel Bernard, Israel sei ein „shitty little country“ wird von anerkannten Journalisten wie Deborah Orr sekundiert, nun jedoch nicht als Ressentiment auf einer Dinner-Party, vielmehr ganz offensiv in einer großen Tageszeitung, dem Independent, was in der Tat nahe legt, zu fragen, ob denn weder Franzosen noch Engländer aus dem 20. Jahrhundert gelernt haben, wie Tom Gross treffend in den virtuellen Raum wirft: http://www.nationalreview.com/comment/comment-gross011002.shtml . Der notorische Bürgermeister von London, Ken Livingstone, der „red Ken“, lädt gerne islamistische Führer wie Yusuf al-Qaradawi ein, der offensiv die Klitorisverstümmelung bei Frauen befürwortet, keinen Hehl aus seiner Homophobie macht und auch sonst seinem Faschismus freien Lauf lässt http://en.wikipedia.org/wiki/Ken_Livingstone , „red Ken“ vergleicht jüdische Journalisten mit KZ-Aufsehern bzw. eifert Edward I. nach, der 1290 alle Juden aus England verbannte, wenn er sagt: »»They should go back to Iran and try their luck with the ayatollahs, if they don’t like the planning regime or my approach.« (Ken Livingston attacking property developers Simon and David Reuben at a press conference, March 21, 2006. The Reuben Brothers are British citizens of Iraqi Jewish origin who were born in India. http://www.adl.org/special_reports/livingstone/livingstone.asp ).

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, welch gute Chancen Antisemitismus und Antizionismus in Großbritannien heute haben, gerade im Verbund mit nicht-muslimischen „Linken“. Die Absage http://www.leeds.ac.uk/media/news/kuentzel.htm einer Veranstaltung mit dem deutschen Politologen Dr. Matthias Küntzel diese Woche ist somit nur ein vorläufiger negativer Höhepunkt einer langem Entwicklung http://lizaswelt.blogspot.com/2007/03/akademische-prventivkriecher.html . Die britische, ausgezeichnete Journalistin Melanie Phillips befasst sich seit vielen Jahren mit dem Judenhass und dem antiwestlichen Denken und Handeln von Muslimen in England bzw. UK. Ihr Buch Londonistan ist ein must für Kritiker des islamischen Faschismus in Europa http://www.heritage.org/Press/Events/ev051006a.cfm . Phillips kommt bezüglich des Skandals um die Ausladung des Wissenschaftlers Küntzel an der Universität Leeds zu folgendem, traurig-realistischen Resultat: »The lecture was hardly a spontaneous event. No, this sounds like the university simply wimped out. Coming after the pressure put on Oxford demographer Professor David Coleman by a group of bigoted and ignorant students, and the ongoing scandal at Clare College Cambridge where a couple of students who published one of the Mohammed cartoons are now being hung out to dry by the university and are even being threatened with prosecution by the police — not to mention the universities’ continuing general refusal to curb the recruitment to Islamist extremism proceeding apace on campus — it looks as if the British universities have already given up the battle for civilisation against barbarism« http://www.melaniephillips.com/diary/?p=1472 .

Man kann vieles aus diesem verhinderten event in Nordengland lernen. Z. B. dass jede Freundlichkeit dem politischen Islam gegenüber, wie z. B. die Betonung des Imports des Antisemitismus aus Europa, um keineswegs einen genuin islamischen Antisemitismus treffen zu wollen, wie es in der Tat Küntzels These zu sein scheint und auch die ZEIT bemerkt, irrelevant ist: »Küntzel ist ein vorsichtig formulierender Wissenschaftler. Antisemitismus, basierend auf der Annahme einer jüdischen Weltverschwörung, sagt er, sei ›nicht tief verwurzelt in islamischer Tradition‹; er sei erst zwischen 1937 und 1945 in die muslimische Welt transportiert worden.« http://www.zeit.de/online/2007/12/islamismus-universitaet-leeds?page=all Solch »vorsichtige«, gleichwohl wichtige These, beruhigt keinen einzigen Djihadisten. Ob der Antisemitismus genuin islamisch sei oder „nur“ ein Import ist diesen Faschisten des 21. Jahrhunderts völlig schnuppe.

Ein sehr mutiges und gutes Zeichen ist hingegen die Tatsache, dass überhaupt ein Institut der University of Leeds Küntzel zu seinem Vortrag Hitlers Legacy: Islamic Antisemitism in the Middle East eingeladen hat, das Departement of German. School of Modern Lagnuages and Cultures http://www.leeds.ac.uk/german/aboutus.htm . Welches Institut in Deutschland wäre überhaupt an so einer Veranstaltung interessiert?

Küntzel ist assoziierter Wissenschaftler am Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism (SICSA), dem wohl berühmtesten, renommiertesten und besten Institut zur Erforschung des Antisemitismus weltweit. Robert Wistrich ist der Leiter dieses Instituts http://sicsa.huji.ac.il . Der Name kommt von Vidal Sassoon. Sassoon http://de.wikipedia.org/wiki/Vidal_Sassoon war ab 1946, dem Jahr der Gründung. bei der jüdischen, antifaschistischen »Group 43« in England aktiv. Diese legendäre Gruppe hat mit Flugblättern, Straßenkämpfen, Störaktionen auf Veranstaltungen und mehr Juden in England vor Faschisten und Nazis beschützt und ihren militärischen antifaschistischen Kampf gegen das nationalsozialistische Deutschland in den Reihen u.a. der Royal Air Force nun politisch, publizistisch, als Bodyguard und organisierte Kämpfer auf den Höfen, Pubs, Plätzen und Strassen Englands fortgeführt. Während heute auf den Strassen Londons und an vielen Universitäten Großbritanniens Islamisten zugegen sind und eine multikulturalistische Ideologie Mainstream ist, war die Hoffnung der Group 43 eine andere. Faschismus sollte nie mehr auftreten können, sei es als Staatsmacht, als organisierte Gruppe oder als Straßenmob. Dass es 60 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus und den NS-treuen Mosley-Faschisten Englands wieder eine antisemitische Gefahr auf den Strassen Londons, Nottinghams oder Leeds geben könnte, war gewiss nicht im Horizont der Group 43, von der Hetze via e-mail durch islamistische oder andere antijüdische StudentInnen ganz zu schweigen. Ja, weit mehr: die Morde, Anschläge, Hetzveranstaltungen und Propagandadelikte der Faschisten der British Union of Fascists (BUF) sollten ein unerwartetes Echo erhalten. Der Massenmord in der Londoner U-Bahn durch islamische Gotteskrieger am 7. Juli 2005 trägt in weiten Teilen den antiwestlichen, totalitären und antijüdischen Charakter, der auch für die BUF prägend war. Es war ein Anschlag, wie er zu Zeiten der BUF undenkbar schien. Die heutigen Faschisten haben mehr Möglichkeiten als die alten in England kurz nach 1945.

Vor diesem Hintergrund ist die Hoffnung, welche aus folgenden Zeilen Vidal Sassoon spricht, weitgehend verflogen; es sind nicht die alten Nazis und Faschisten, die eine Gefahr darstellen, zumindest nicht in dem Maße, wie das von den islamischen Djihad-Kämpfern der Fall ist:

»›Nie wieder!‹ wurde kein Schlagwort, sondern ein Befehl und führte zur Geburt der 43 Group. Dreiundvierzig jüdische Ex-Soldaten und- Soldatinnen, von denen viele als kämpfende Angehörige der britischen Streitkräfte die höchsten Auszeichnungen erhalten hatten, und die nicht die Absicht hatten, den Faschisten jemals wieder die Herrschaft über die Straßen Londons zu überlassen, wurden verstärkt durch viele nichtjüdische Freunde, die ebenfalls die Schrecken Europas erlebt hatten. Und so begann es. Wir hatten zum letzten Mal die andere Wange hingehalten und ich, als 17-jähriger Neuling, war stolz, dabeizusein. Vidal Sassoon, Los Angeles, März 1992.«[iii]



[i] Morris Beckman (1992)/1995: The 43 Group, Berlin: Harald-Kater, S. 64.

[ii] So der Historiker Prof. Dr. Robert Wistrich bei einer Anhörung über Antisemitismus im House of Commons in Westminster am 13. Februar 2006.

[iii] Zitiert nach Beckman 1992: 9 f.

Sonntag, 11. März 2007

„Ökologie der Seele“

Warum ein katholischer Bischof Israel hasst

Bischof Gregor Maria Hanke ist ein frommer Mensch. Er ist immer mit Herz und Seele bei der Sache, setzt sich für Tiere ein, mag betende Kinder und ist sich sicher: „Unser Glaube ist unser Sieg“. Eine Art bayerischer Ableger der Schweizerischen „Christian Defense Association“ scheint sein Bistum Eichstätt zu sein, denn auch diese Schweizer kämpfen für ihren Glauben bis zum Sieg: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Weltlust überwindet. Unser Glaube ist der Sieg; Gott schenkt ihn alle Zeit. Jesu Blut gibt uns den Sieg, es macht rein von aller Sünde. Gottes Geist gibt uns den Sieg, über alle Sünden Mächte.“ http://patriotischefahnen.blogspot.com In dem neuen Wappen des Bischofs Hanke ist neben diesem Wahlspruch „Fides Nostra Victoria“ und einigen bekannteren religiösen Insignien auch ein schlesischer Adler abgebildet. Das ist sein Beitrag zum Revanchismus und Nationalismus der Vertriebenenverbände, zumal wenn man bedenkt, dass Hanke Jahrgang 1954 ist http://www.bistum-eichstaett.de/bischof/wappen.htm. Solche Vertriebenenideologie geht natürlich mit Sprachmustern einher, welche Termini, die den Nationalsozialismus beschreiben, totalitarismustheoretisch umpolen: „Liebe Schwestern und Brüder, wir verkünden ohne Worte die Gegenwart Gottes in der Welt, wenn wir aus der Haltung der Selbsthingabe leben. War nicht das Leben des Gottessohnes, der heute für uns geboren wurde, durchgängig bis zum Kreuz Treue im stillen Dienst? Ein ehemaliger Gefangener eines sibirischen Konzentrationslagers fasste seine Erfahrungen so zusammen: ›Ich suchte meinen Gott und er entzog sich mir. Ich suchte meine Seele, und ich fand sie nicht. Ich suchte meinen Bruder und fand alle drei.‹ “ http://www.bistum-eichstaett.de/bischof/wortlaut/christmette_06.pdf 24.12.2006

Da wird also nicht von Arbeitslagern in der Sowjetunion gesprochen, nein, vielmehr von „Konzentrationslagern“ gefaselt, um die deutsche Schuld mal wieder etwas zu verkleinern. Von dieser Geschichtsverdrehung ist es nur ein kleiner Hüpfer zum antiamerikanischen Ressentiment der Gegenwart: „Schwer nachvollziehbar ist es, wenn die amerikanische Politik Syrien zu den sog. ›Schurkenstaaten‹ zählt. Kein arabischer Staat im vorderen und mittleren Osten kann an den Maßstäben unserer westlichen Demokratie und unserer Vorstellung von Gerechtigkeit gemessen werden und keines der Regierungssysteme in dieser Region unterscheidet und unterschied sich wesentlich von denen der Nachbarländer. Verheerend für Friedensbemühungen in der Region des mittleren Ostens und für den Dialog mit dem Islam wäre es, wenn die politisch-moralische Klassifizierung eines arabischen Landes von dessen Bereitschaft abhinge, sich in politische und ökonomische Interessen der amerikanischen oder europäischen Politik einbinden zu lassen. Das Ergebnis der militärischen Disziplinierung des Iraks zeigt, wie realitätsfern ein solcher Bewertungsmaßstab ist, wie demütigend er von der arabischen Welt empfunden wird und welches politische Vakuum daraus entstanden ist, das niemand mehr in Griff bekommt und das Tag für Tag unschuldiges Blut fordert" http://www.bistum-eichstaett.de/bischof/wortlaut/silvester_06.pdf , so Bischof Hanke. Syrien sei also ein recht harmloser, ja Christen wohlgesonnener Staat, und keinesfalls ein Staat wo Judenhass Staatsprogramm ist. Die Liebe von Bischof Hanke zu Syrien hat ein fundamentum in re: „Baschar al Assad, der Präsident der Arabischen Republik Syrien, ist ein Freund offener Worte: Als der Papst Syrien 2001 einen Besuch abstattete, erklärte Assad vor laufenden Kameras, die Juden hätten ›Jesus verraten‹ und versucht, ›den Propheten Mohammed zu töten‹. Auf dem Gipfeltreffen der arabischen Staaten im März des gleichen Jahres verglich er Juden und Nazis: ›Es ist die israelische Öffentlichkeit, nicht nur die Führer, die selbst wie Nazis sind.‹ “ http://www.bonjour-tristesse.tk/ Nachdem also schon der damalige Papst ein gutes Wort für die Judenfeinde in Syrien eingelegt hatte, besuchte nun der Herr Bischof Hanke mit einigen anderen Bischöfen Israel und die Gebiete der Palästinensischen Autonomiebehörde. „Laut ›Süddeutscher Zeitung‹ hatte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke am Wochenende in Bethlehem gesagt: ›Morgens in Yad Vaschem die Fotos vom unmenschlichen Warschauer Ghetto, abends fahren wir ins Ghetto in Ramallah. Da geht einem doch der Deckel hoch.‹ Augsburgs Bischof Walter Mixa sprach laut ›SZ‹ von einer ›ghettoartigen Situation‹ und dass dies ›fast schon Rassismus‹ sei.“ http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=15486 „Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner hatte laut Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) an die Berliner Mauer erinnert und meinte im Schatten der israelischen Trennanlage in Bethlehem, so sperre man Tiere ein, aber nicht Menschen.“ (ebd.) Kardinal Meisner, treffenderweise im sog. „Jahr des Heils“ geboren, also 1933, um diesen Nazi-Terminus ins antifaschistische Gedächtnis zu rufen, war schon öfters mit antisemitischen Äußerungen aufgefallen. “›Es ist bezeichnend: Wo der Mensch sich nicht relativieren und eingrenzen lässt, dort verfehlt er sich immer am Leben: zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernichten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht‹ “ http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Meisner Hanke steht in dieser Tradition. Das Deutschlandradio liess nicht lange auf sich warten und interviewte den Chefhistoriker des Vatikan in Rom, Prof. Walter Brandmüller: „Liminski: Aber lässt denn der Vergleich zwischen Warschauer Ghetto und Ramallah wenn auch nicht beabsichtigt vielleicht doch Rückschlüsse zu auf die Haltung gegenüber Israel? Brandmüller: In keiner Weise. Man kann doch nicht in Yad Vashem erschüttert sein und dann über das Elend, das man in Ramallah vor Augen hat, einfach zur Tagesordnung übergehen. Nur das Warschauer Ghetto ist leider nicht mehr ungeschehen zu machen, aber Ramallah könnte wohl geändert werden. Liminski: Was halten Sie denn für die Vergleichsebene zwischen diesen beiden Dingen? Brandmüller: Die Vergleichsebene ist ganz schlicht und einfach menschliches Leid. Da lassen sich Zahlen nicht gegeneinander aufrechnen.“ http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/601883/

Das toppt den Antisemitismus der deutschen Bischöfe noch und das Deutschlandradio kitzelt diese antijüdischen Phrasen geradezu hervor: während das Warschauer Ghetto von Deutschen eingerichtet wurde um unvorstellbare Qualen und Mordexzesse an Juden zu exekutieren, wird vom Vatikan-Chefhistoriker Ramallah nicht nur mit den präzedenzlosen Verbrechen der Deutschen gleich gesetzt, vielmehr aufgerufen, die Zustände in dieser palästinensischen Stadt zu ändern, damit nicht noch ein Massenmord, ja ein Holocaust wie im Warschauer Ghetto passiere. Auch das ist im heutigen Deutschland kein Skandal. Wie auch? Edmund Stoiber ist damit beschäftigt, Bischof Hanke in Amt und Würden zu hiefen http://www.bistum-eichstaett.de/bischof/wortlaut/staatskanzlei_stoiber.pdf , die Kanzlerin möchte jede Chance nutzen, nicht explizit gegen Djihad, Islamfaschismus und Terror, nicht nur in Afghanistan, vorzugehen und alle anderen Politiker retten das Klima. Auch Bischof Hanke. Er ist ein ökologischer Christ, fährt mit Bio-Sprit einen Kleinwagen. Aporien waren schon immer der Christen liebstes Kind. Neben dem Antijudaismus versteht sich. Aber heutzutage geht es neben der perfiden antisemitischen Vergleicherei Israels mit den Nazis darum, noch mehr ›Gutes‹ zu tun, denkt sich Gregor Maria. Und tatsächlich, Gott hatte ein Einsehen und verlieh einem seiner treuesten Diener eine der viel zu unbekanntesten, aber wichtigsten Medaillen dieses unseres Landes: die „Tierschutz-Kochmütze“. „Und noch kurz vor seiner Ernennung zum Bischof von Eichstätt, am 4. Oktober 2006, wurde dem Benediktinerkloster Plankstetten als erster kirchlicher Einrichtung zum Welttierschutztag und Gedenktag des heiligen Franz von Assisi für ihr Engagement um artgerechte Tierhaltung und die ausschließliche Verwendung von Fleisch aus artgerechter Haltung in der Klosterküche die ›Tierschutz-Kochmütze‹ der Tierschutzstiftung ›Vier Pfoten‹ und der Schweinsfurth-Stiftung verliehen. Abt Dr. Hanke sieht diese streng ökologische Ausrichtung als selbstverständliche Konsequenz gelebten katholischen Glaubens. Umgekehrt hielt Abt Gregor fest: ›Eine Ökologie der Seele ist unverzichtbar und grundlegend für eine Ökologie des Handelns.‹ http://www.kathpedia.com/index.php?title=Gregor_Maria_Hanke

Und zu einer gehörigen Portion „Ökologie der Seele“ gehört im Post-Holocaust-Deutschland selbstverständlich der Hass auf Israel. So wie es der Kulturattaché der israelischen Botschaft vor Jahren einmal in Bremen auf einer Veranstaltung gesagt hat: die Deutschen mögen, ja lieben obsessiv die „Juden des 27. Januar“. Die toten Juden. Die Juden des „28. Januar“ mögen die Deutschen nicht.

Israel mit den Nazis zu vergleichen, Ökologie nicht nur aber vor allem „der Seele“ zu propagieren, eine Art „Reinheit“ des Herzens, das ist ein gutes Zeichen, dass es noch Werte gibt in Deutschland. Idealisten, die wissen was sie wollen und was nicht. Eine Mauer ist immer blöd, ob in Berlin, im Warschauer Ghetto oder in Israel. Den Antisemitismus in solchen Analogien zu entdecken ist nicht schwer. Deshalb entdeckt ihn auch fast kein Mensch in diesem fürchterlich normalen deutschen Land.

Ihr
Dizengoff Boulevard

Samstag, 10. März 2007

Lachende Nazis

Wer wurde Fußball-Meister 1938? Die Sportschau affirmiert den Antisemitismus des Nationalsozialismus indem sie Derealisierung betreibt oder: der Fall Lierhaus

Selbstverständlich kostet die ARD jede Möglichkeit aus – wie andere deutsche Medien ebenso – den Nationalsozialismus in einer sportlichen Kontinuität erscheinen zu lassen. Die Sendung der Sportschau vom 10. März 2007 belegt das. Die Anmoderation des Spielberichts Hannover 96 gegen Schalke 04 ist ein klares Zeichen: Das Lachen von SS-lern oder SA-lern oder NSDAP-lern oder anderen ganz normalen Deutschen im Nationalsozialismus, welches in dieser heutigen Sportschau minutenlang zu sehen war, als es um den „überraschenden“ Titel bei der Deutschen Meisterschaft im Fußball 1938 ging, soll die Deutschen und andere Freunde des Nazionalsozialismus ermuntern. Ein bisschen Spaß, samstags ab 18.30. Nach der nationalen Welle zur Fußball-WM fortfahren im nationalen Programm, das ist der Deutschen Pflicht. Und so wurde also heute in dieser von mehreren Millionen ZuschauerInnen gesehenen Sportschau von der Moderatorin Monica Lierhaus freudestrahlend ein Original UFA-Filmchen eingespielt. Minutenlang. Dass Juden seit 1933 auch im Sport im Nazi-Deutschland keine Rolle mehr spielen sollten, fällt unter den riesigen volksgemeinschaftlichen Tisch der ARD. Es hätten auch das ZDF sein können, Kabel 1 oder Sat 1. Die schenken sich da gar nix, die Privaten oder die Öffentlich-Rechtlichen. Rechtlich ist es übrigens völlig legal, freudestrahlend elende Antisemiten, die es en masse im Olympiastadion 1938, genau an den zwei Fußball-Meisterschafts-Endspiel-Tagen am 26. Juni und 03. Juli 1938 gegeben hat, zu zeigen. Ja es ist eine Pflicht, wie es scheint, gebührenfinanziert oder nicht, den nationalsozialistischen Staat als ganz normalen Staat mit einer ganz normalen Gesellschaft zu zeigen, welche dann im Kontinuum einer Sportgeschichte des 20. Jahrhunderts erscheinen, die bis heute wirkt. Moderatorin Lierhaus mag diese Derealisierung der antijüdischen Volksgemeinschaft, ihre Kollegen Beckmann oder Delling hätten gewissenhaft und genauso gehandelt. Oder ist es gar keine Verhüllung oder Derealisierung, vielmehr purste Affirmation ohne den Umweg der Derealisierung? Zeigt die Sportschau deshalb diese sportliche Volksgemeinschaft, ›weil‹ Juden keine Rolle spielen, und nicht ›obwohl‹? Lieben solche JournalistInnen den Nationalsozialismus als Teil Deutschlands ganz einfach und selbstverständlich? Soll nicht den heutigen Kindern, den 11- oder 13jährigen, gezeigt werden: »schaut mal, Sascha und Lisa, auch euer Ur-Großvater war vielleicht damals im Berliner Olympiastadion dabei, das ist doch toll. Schaut nur, der mit dem lustigen Hut, der freut sich, dass keine Juden mitspielen und Hannover 96 gewinnt.« Das mit den Juden würde eine Monica Lierhaus natürlich so nicht sagen, da ist die postnationalsozialistische Rhetorik doch deutlich geschliffener. Ein lachender ganz ordinärer Deutscher des Jahres 1938 – das ist doch deutsch genug. Dass Juden keine Rolle spielen auf dem Platz oder auf der Tribüne, das ist geschenkt. Da winken Florian Illies geschulte ordinäre Jungdeutsche nur ab.

Es ist dieser Antisemitismus, der aus der Derealisierung resultiert, welcher der ARD Spass macht. Das ist Deutschland im 21. Jahrhundert. Eine super entspannte Gesellschaft. Es wird zukunftsweisend sein: der Nationalsozialismus mit allen Facetten soll und wird goutiert werden wie jede andere Zeit auch. Wissenschaft, Politik und Medien gehen nicht nur diesbezüglich im neu-deutschen Gleichschritt, der an alte Zeiten erinnert. Wie dieser UFA-Bericht. Deutschland 1938 – eine entspannte, glückliche Gesellschaft. Da klatschen nicht nur die „Freien Kräfte“ aus Sachsens Neonaziszene. Da gröhlt der Stammtisch und Lierhaus ist ganz erfüllt. Und deutsche Generationen sind wieder einmal versöhnt. Deutschland, an einem Samstagabend, 62 Jahre nach Auschwitz.

Ihr
Dizengoff Boulevard

Dienstag, 23. Januar 2007

Irans Nazi-style bekämpfen

»The chilling recent declarations of Iranian President, Mahmoud Ahmadinejad, simultanously denying the Holocaust, and threatening ›to wipe out‹ Israel, describing it as a rotten tree or ›artificial implant‹ waiting to be ›uprooted‹ by one nuclear firestorm, graphically underline my point. However, even twenty years ago, the writing was on the wall. Already then, I had designated the fundamentalist Iran of the Ayatollah Khomeini as the most dangerous future threat to the West and the true heir of Nazi-style messianic antisemitism« (Robert Wistrich (2006a): Converging Pathologies: From Anti-Zionism to Neo-antisemitism, in: Robert Wistrich (ed.) (2006), Antisemitism International. An Annual Research Journal of the Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism, p. 7). Wistrich betont, dass schon vor mehr als 20 Jahren »I emphasized the unequivocally ›exterminationist‹ character of Iranian ›anti-Zionism‹ long before attention was paid to it by so-called Middle East experts«.


20 Jahre haben die allermeisten europäischen, amerikanischen und sonstigen "ForscherInnen" so gut wie verschlafen, von den politischen Aktivisten ganz zu schweigen. Zu spät ist es nie. Fast.

Ihr Dizengoff Boulevard