Sonntag, 11. März 2007

„Ökologie der Seele“

Warum ein katholischer Bischof Israel hasst

Bischof Gregor Maria Hanke ist ein frommer Mensch. Er ist immer mit Herz und Seele bei der Sache, setzt sich für Tiere ein, mag betende Kinder und ist sich sicher: „Unser Glaube ist unser Sieg“. Eine Art bayerischer Ableger der Schweizerischen „Christian Defense Association“ scheint sein Bistum Eichstätt zu sein, denn auch diese Schweizer kämpfen für ihren Glauben bis zum Sieg: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Weltlust überwindet. Unser Glaube ist der Sieg; Gott schenkt ihn alle Zeit. Jesu Blut gibt uns den Sieg, es macht rein von aller Sünde. Gottes Geist gibt uns den Sieg, über alle Sünden Mächte.“ http://patriotischefahnen.blogspot.com In dem neuen Wappen des Bischofs Hanke ist neben diesem Wahlspruch „Fides Nostra Victoria“ und einigen bekannteren religiösen Insignien auch ein schlesischer Adler abgebildet. Das ist sein Beitrag zum Revanchismus und Nationalismus der Vertriebenenverbände, zumal wenn man bedenkt, dass Hanke Jahrgang 1954 ist http://www.bistum-eichstaett.de/bischof/wappen.htm. Solche Vertriebenenideologie geht natürlich mit Sprachmustern einher, welche Termini, die den Nationalsozialismus beschreiben, totalitarismustheoretisch umpolen: „Liebe Schwestern und Brüder, wir verkünden ohne Worte die Gegenwart Gottes in der Welt, wenn wir aus der Haltung der Selbsthingabe leben. War nicht das Leben des Gottessohnes, der heute für uns geboren wurde, durchgängig bis zum Kreuz Treue im stillen Dienst? Ein ehemaliger Gefangener eines sibirischen Konzentrationslagers fasste seine Erfahrungen so zusammen: ›Ich suchte meinen Gott und er entzog sich mir. Ich suchte meine Seele, und ich fand sie nicht. Ich suchte meinen Bruder und fand alle drei.‹ “ http://www.bistum-eichstaett.de/bischof/wortlaut/christmette_06.pdf 24.12.2006

Da wird also nicht von Arbeitslagern in der Sowjetunion gesprochen, nein, vielmehr von „Konzentrationslagern“ gefaselt, um die deutsche Schuld mal wieder etwas zu verkleinern. Von dieser Geschichtsverdrehung ist es nur ein kleiner Hüpfer zum antiamerikanischen Ressentiment der Gegenwart: „Schwer nachvollziehbar ist es, wenn die amerikanische Politik Syrien zu den sog. ›Schurkenstaaten‹ zählt. Kein arabischer Staat im vorderen und mittleren Osten kann an den Maßstäben unserer westlichen Demokratie und unserer Vorstellung von Gerechtigkeit gemessen werden und keines der Regierungssysteme in dieser Region unterscheidet und unterschied sich wesentlich von denen der Nachbarländer. Verheerend für Friedensbemühungen in der Region des mittleren Ostens und für den Dialog mit dem Islam wäre es, wenn die politisch-moralische Klassifizierung eines arabischen Landes von dessen Bereitschaft abhinge, sich in politische und ökonomische Interessen der amerikanischen oder europäischen Politik einbinden zu lassen. Das Ergebnis der militärischen Disziplinierung des Iraks zeigt, wie realitätsfern ein solcher Bewertungsmaßstab ist, wie demütigend er von der arabischen Welt empfunden wird und welches politische Vakuum daraus entstanden ist, das niemand mehr in Griff bekommt und das Tag für Tag unschuldiges Blut fordert" http://www.bistum-eichstaett.de/bischof/wortlaut/silvester_06.pdf , so Bischof Hanke. Syrien sei also ein recht harmloser, ja Christen wohlgesonnener Staat, und keinesfalls ein Staat wo Judenhass Staatsprogramm ist. Die Liebe von Bischof Hanke zu Syrien hat ein fundamentum in re: „Baschar al Assad, der Präsident der Arabischen Republik Syrien, ist ein Freund offener Worte: Als der Papst Syrien 2001 einen Besuch abstattete, erklärte Assad vor laufenden Kameras, die Juden hätten ›Jesus verraten‹ und versucht, ›den Propheten Mohammed zu töten‹. Auf dem Gipfeltreffen der arabischen Staaten im März des gleichen Jahres verglich er Juden und Nazis: ›Es ist die israelische Öffentlichkeit, nicht nur die Führer, die selbst wie Nazis sind.‹ “ http://www.bonjour-tristesse.tk/ Nachdem also schon der damalige Papst ein gutes Wort für die Judenfeinde in Syrien eingelegt hatte, besuchte nun der Herr Bischof Hanke mit einigen anderen Bischöfen Israel und die Gebiete der Palästinensischen Autonomiebehörde. „Laut ›Süddeutscher Zeitung‹ hatte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke am Wochenende in Bethlehem gesagt: ›Morgens in Yad Vaschem die Fotos vom unmenschlichen Warschauer Ghetto, abends fahren wir ins Ghetto in Ramallah. Da geht einem doch der Deckel hoch.‹ Augsburgs Bischof Walter Mixa sprach laut ›SZ‹ von einer ›ghettoartigen Situation‹ und dass dies ›fast schon Rassismus‹ sei.“ http://www.ngo-online.de/ganze_nachricht.php?Nr=15486 „Der Kölner Erzbischof Joachim Meisner hatte laut Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) an die Berliner Mauer erinnert und meinte im Schatten der israelischen Trennanlage in Bethlehem, so sperre man Tiere ein, aber nicht Menschen.“ (ebd.) Kardinal Meisner, treffenderweise im sog. „Jahr des Heils“ geboren, also 1933, um diesen Nazi-Terminus ins antifaschistische Gedächtnis zu rufen, war schon öfters mit antisemitischen Äußerungen aufgefallen. “›Es ist bezeichnend: Wo der Mensch sich nicht relativieren und eingrenzen lässt, dort verfehlt er sich immer am Leben: zuerst Herodes, der die Kinder von Bethlehem umbringen lässt, dann unter anderem Hitler und Stalin, die Millionen Menschen vernichten ließen, und heute, in unserer Zeit, werden ungeborene Kinder millionenfach umgebracht‹ “ http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Meisner Hanke steht in dieser Tradition. Das Deutschlandradio liess nicht lange auf sich warten und interviewte den Chefhistoriker des Vatikan in Rom, Prof. Walter Brandmüller: „Liminski: Aber lässt denn der Vergleich zwischen Warschauer Ghetto und Ramallah wenn auch nicht beabsichtigt vielleicht doch Rückschlüsse zu auf die Haltung gegenüber Israel? Brandmüller: In keiner Weise. Man kann doch nicht in Yad Vashem erschüttert sein und dann über das Elend, das man in Ramallah vor Augen hat, einfach zur Tagesordnung übergehen. Nur das Warschauer Ghetto ist leider nicht mehr ungeschehen zu machen, aber Ramallah könnte wohl geändert werden. Liminski: Was halten Sie denn für die Vergleichsebene zwischen diesen beiden Dingen? Brandmüller: Die Vergleichsebene ist ganz schlicht und einfach menschliches Leid. Da lassen sich Zahlen nicht gegeneinander aufrechnen.“ http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/601883/

Das toppt den Antisemitismus der deutschen Bischöfe noch und das Deutschlandradio kitzelt diese antijüdischen Phrasen geradezu hervor: während das Warschauer Ghetto von Deutschen eingerichtet wurde um unvorstellbare Qualen und Mordexzesse an Juden zu exekutieren, wird vom Vatikan-Chefhistoriker Ramallah nicht nur mit den präzedenzlosen Verbrechen der Deutschen gleich gesetzt, vielmehr aufgerufen, die Zustände in dieser palästinensischen Stadt zu ändern, damit nicht noch ein Massenmord, ja ein Holocaust wie im Warschauer Ghetto passiere. Auch das ist im heutigen Deutschland kein Skandal. Wie auch? Edmund Stoiber ist damit beschäftigt, Bischof Hanke in Amt und Würden zu hiefen http://www.bistum-eichstaett.de/bischof/wortlaut/staatskanzlei_stoiber.pdf , die Kanzlerin möchte jede Chance nutzen, nicht explizit gegen Djihad, Islamfaschismus und Terror, nicht nur in Afghanistan, vorzugehen und alle anderen Politiker retten das Klima. Auch Bischof Hanke. Er ist ein ökologischer Christ, fährt mit Bio-Sprit einen Kleinwagen. Aporien waren schon immer der Christen liebstes Kind. Neben dem Antijudaismus versteht sich. Aber heutzutage geht es neben der perfiden antisemitischen Vergleicherei Israels mit den Nazis darum, noch mehr ›Gutes‹ zu tun, denkt sich Gregor Maria. Und tatsächlich, Gott hatte ein Einsehen und verlieh einem seiner treuesten Diener eine der viel zu unbekanntesten, aber wichtigsten Medaillen dieses unseres Landes: die „Tierschutz-Kochmütze“. „Und noch kurz vor seiner Ernennung zum Bischof von Eichstätt, am 4. Oktober 2006, wurde dem Benediktinerkloster Plankstetten als erster kirchlicher Einrichtung zum Welttierschutztag und Gedenktag des heiligen Franz von Assisi für ihr Engagement um artgerechte Tierhaltung und die ausschließliche Verwendung von Fleisch aus artgerechter Haltung in der Klosterküche die ›Tierschutz-Kochmütze‹ der Tierschutzstiftung ›Vier Pfoten‹ und der Schweinsfurth-Stiftung verliehen. Abt Dr. Hanke sieht diese streng ökologische Ausrichtung als selbstverständliche Konsequenz gelebten katholischen Glaubens. Umgekehrt hielt Abt Gregor fest: ›Eine Ökologie der Seele ist unverzichtbar und grundlegend für eine Ökologie des Handelns.‹ http://www.kathpedia.com/index.php?title=Gregor_Maria_Hanke

Und zu einer gehörigen Portion „Ökologie der Seele“ gehört im Post-Holocaust-Deutschland selbstverständlich der Hass auf Israel. So wie es der Kulturattaché der israelischen Botschaft vor Jahren einmal in Bremen auf einer Veranstaltung gesagt hat: die Deutschen mögen, ja lieben obsessiv die „Juden des 27. Januar“. Die toten Juden. Die Juden des „28. Januar“ mögen die Deutschen nicht.

Israel mit den Nazis zu vergleichen, Ökologie nicht nur aber vor allem „der Seele“ zu propagieren, eine Art „Reinheit“ des Herzens, das ist ein gutes Zeichen, dass es noch Werte gibt in Deutschland. Idealisten, die wissen was sie wollen und was nicht. Eine Mauer ist immer blöd, ob in Berlin, im Warschauer Ghetto oder in Israel. Den Antisemitismus in solchen Analogien zu entdecken ist nicht schwer. Deshalb entdeckt ihn auch fast kein Mensch in diesem fürchterlich normalen deutschen Land.

Ihr
Dizengoff Boulevard